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Lebensstandard
Lebensstandard drückt das reale Niveau des Besitzes und Konsumierens von Gütern und Dienstleistungen aus und ist als quantitative Größe objektiv messbar. Demnach wird damit der materielle Wohlstand und das physische Wohlbefinden für einen Menschen, eine soziale Gruppe, einer sozialen Schicht, eines bestimmten Gebietes oder eines Staates vergleichbar gemacht.
Nach Artikel 25 der Allgemeine Erklärung der Menschenrechte hat jeder Mensch ein Recht auf „einen Lebensstandard, der seine und seiner Familie Gesundheit und Wohl gewährleistet“. Dabei sind Lebensmittel (Trinkwasser und Nahrungsmittel), Kleidung, Wohnung, ärztliche Versorgung und notwendige soziale Leistungen ausdrücklich eingeschlossen.
Indikatoren
In der Volkswirtschaft wird der (allgemeine) Lebensstandard mit Indikatoren gemessen. Hierbei werden je nach Methode wirtschaftliche und soziale Indikatoren berücksichtigt. Oft als Maßstab genommen werden:
Seltener findet man:
Anthropometrische Daten, Kalorienkonsum, Arbeits- und Freizeit sind neben Haushaltsein- und ausgaben weitere Indikatoren des Lebensstandards.
Allgemeiner Lebensstandard
Der allgemeine Lebensstandard in westlichen Ländern unterscheidet sich stark von dem in Entwicklungsländern. Eine hohe Dynamik und damit verbunden große Unterschiede zwischen Arm und Reich (d. h. hohem und niedrigem individuellen Standard) findet sich in den sogenannten Schwellenländern. Der allgemeine Lebensstandard ist unter anderem von der technischen Entwicklung abhängig. Beispielsweise zählte in Westeuropa in den 1950er Jahren eine – heute selbstverständliche – Waschmaschine nicht zum allgemeinen Standard. Als weiteres Beispiel ist in ländlichen Regionen entwickelter Länder ein Leben ohne Auto heute bereits mit starken Einschränkungen verbunden; der bisher nur individuelle Standard entwickelt sich hier langsam zum allgemeinen Standard, wobei arme Bevölkerungsgruppen davon ausgeschlossen sein können. Auch die Intaktheit der Umwelt hat Auswirkungen auf den Lebensstandard (z. B. Zersiedelung, Luft- und Bodenbelastung durch die Industrie).
Beispiel: Freizeit
Ein Industriearbeiter im 19. Jahrhundert musste typischerweise 12 Stunden täglich arbeiten, zuzüglich rund 2 Stunden häusliche Tätigkeiten. Demgegenüber wenden Jäger- und Sammlervölker – selbst in afrikanischen oder australischen Wüstengebieten – im Mittel nur 2,5 Stunden für die Nahrungsbeschaffung und 3,5 Stunden für alle weiteren Tätigkeiten auf. Beim einfachen Feldbau liegt der Wert bei knapp 7 Stunden; beim intensiven Bewässerungsfeldbau in Südostasien jedoch bereits bei fast 9,5 Stunden täglich. Wird der Lebensstandard an diesem Zeitaufwand für die täglichen Tätigkeiten für den Unterhalt, den Haushalt, die Kinder usw. gemessen, liegt ein US-amerikanischer Durchschnittsbürger heute mit 11 Stunden täglich am unteren Ende der Skala!
Eurozentrisches Konzept
Der Systemwissenschaftler Ervin László und der Naturwissenschaftler Ernst Ulrich von Weizsäcker warnen davor, die Ideologie der Gegenwart – die einen ständig steigenden Lebensstandard anstrebt – von den Industriestaaten auf die übrige Welt zu übertragen. Die Ressourcen der Erde würden nicht ausreichen, um sowohl die Menschheit zu versorgen als auch die Stabilität der Ökosysteme zu erhalten. Die internationale Studie Living Planet Report, die jährlich vom Global Footprint Network herausgegeben wird, bestätigt diese Befürchtungen: Wir bräuchten fünf Planeten wie die Erde, wenn alle Menschen so leben würden wie die US-Amerikaner heute (2014).
In Deutschland ist der ökologische Fußabdruck mehr als doppelt so groß wie die weltweit durchschnittlich verfügbare Biokapazität.
Da eine intakte Umwelt eine elementare Voraussetzung für einen hohen Lebensstandard ist, sieht Laszlo die Lösung in der Entwicklung neuer Wertvorstellungen jenseits der Wachstumsideologie: Lebensstandard müsste im Sinne von „Lebensqualität“ völlig neu und nachhaltig definiert werden, um der Forderung der Menschenrechte nachzukommen „und“ die Regenerationsfähigkeit der Biosphäre dauerhaft zu erhalten.
Vor allem aufgrund seiner rein materiellen Betrachtung wird das Konzept von Vertretern nicht-westlicher Kulturen bisweilen als eurozentrisch eingestuft.