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Lebenserwartung

Die Lebenserwartung ist die im Durchschnitt zu erwartende Zeitspanne, die einem Lebewesen ab einem gegebenen Zeitpunkt bis zu seinem Tod verbleibt, wobei bestimmte Annahmen über die Sterberaten zugrunde gelegt werden. Diese werden in der Regel mit Hilfe einer Sterbetafel ermittelt, die auf beobachteten Sterbehäufigkeiten der Vergangenheit und auf Modellannahmen für deren zukünftige Entwicklung basiert. Grundsätzlich kann der Zeitpunkt, ab dem die restliche Lebenserwartung ermittelt werden soll, beliebig gewählt werden. Im allgemeinen Fall ist es der Zeitraum, der mit der biologischen Entwicklung des Lebewesens beginnt.

2020 lag die weltweite durchschnittliche Lebenserwartung von Menschen bei Geburt unter der Annahme konstant bleibender Sterberaten bei 70,5 Lebensjahren (Männer 68,4 Jahre; Frauen 72,6 Jahre).

Am häufigsten wird die Lebenserwartung ab dem Zeitpunkt des Eintritts in das Leben berechnet – bei Menschen ab der Geburt. Die Lebenserwartung bei Geburt gibt das Alter an, das die Neugeborenen eines bestimmten Jahrgangs durchschnittlich erreichen würden, wenn die altersspezifischen Sterblichkeitsraten künftig konstant blieben. Häufig wird dabei nicht die Gesamtpopulation der Neugeborenen betrachtet, sondern eine nach gewissen Kriterien ausgewählte Teilpopulation (etwa nach Wohnort, Geschlecht).

Menschliche Lebenserwartung

Die menschliche Lebenserwartung wird von verschiedensten Einflussfaktoren bestimmt, insbesondere dem Alter bei der Berechnung.

Sofern Populationen nicht durch Kriege, Genozide, Naturkatastrophen, Völkerwanderungen, Seuchen, Hungersnöte oder im Einzelfall Unfälle dezimiert werden, spielen die genetischen Anlagen der biologischen Lebenserwartung, die Qualität der medizinischen Versorgung, Stress, Ernährung und Bewegung wichtige Rollen. Unter guten Rahmenbedingungen können Menschen 100 Jahre und älter werden. Der bisher älteste Mensch erreichte ein Lebensalter von 122 Jahren.

Durch eine gesunde Lebensweise, bestimmte Medikamente und mit Hilfe der körpereigenen Reparatursysteme kann dieser Prozess zwar verlangsamt, aber letztendlich nicht aufgehalten werden: Überschreiten die akkumulierten Zellschäden einen bestimmten Schwellenwert, ist der Tod des Individuums unausweichlich. Dies trifft auch dann zu, wenn zuvor keine zwangsläufig zum Tode führende Erkrankung, wie z. B. eine bösartige Krebskrankheit oder eine virale Erkrankung (Corona) vorhanden war.

Die maximale Lebenserwartung von Menschen wird unter Forschern seit vielen Jahren kontrovers diskutiert: Während die einen die Ansicht vertreten, dass Menschen (und die meisten Tiere) theoretisch unbegrenzt leben können, sind viele davon überzeugt, dass es eine natürliche Obergrenze für die maximale Lebenszeit gibt.

Die höchste Lebenserwartung haben die Menschen in Monaco mit 89,3 Jahren, die geringste Lebenserwartung im Bürgerkriegsland Afghanistan mit 52,8 Jahren (Stand 2020). 2007 hatten noch die höchste Lebenserwartung die Menschen in Andorra mit 83,5 Jahren (2020: 83,0), die geringste Lebenserwartung im afrikanischen Land Eswatini mit 34,1 Jahren (2020: 58,6).


Weltkarte, auf der die Lebenserwartung von Menschen zum Zeitpunkt der Geburt in den UN-Mitgliedstaaten farblich dargestellt wird (2017).
File:Life Expectancy.svg
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70 Jahre und höher: 82 Jahre und höher 80–81 Jahre 78–79 Jahre 76–77 Jahre 74–75 Jahre 72–73 Jahre 70–71 Jahre nicht verfügbar

Unter 70 Jahren: 65–69 Jahre 60–64 Jahre 55–59 Jahre 50–54 Jahre 45–49 Jahre 40–44 Jahre 35–39 Jahre unter 35 Jahren


Lebenserwartung ist eine wichtige sozioökonomische Messgröße. Je höher sie für eine bestimmte Gruppe ist, desto höher ist deren Lebensstandard, beispielsweise medizinische Versorgung, Hygiene, Trinkwasserqualität und Ernährungslage. Unterschieden wird die Lebenserwartung häufig nach Geschlecht, Staatsangehörigkeit, Berufszugehörigkeit oder nach speziell ausgewiesener Risikogruppe. Während die Statistiken, die sich auf Staaten oder Regionen beziehen, vorwiegend volkswirtschaftliche Indikatoren ausweisen, wird die Unterscheidung nach bestimmten Bevölkerungsgruppen, insbesondere in der Versicherungswirtschaft, zur Berechnung von Risiken und der Bemessung von Prämien oder Renten herangezogen.

Die Berechnung der Lebenserwartung erfolgt anhand von Sterbetafeln, welche die genaue Zahl der Überlebenden und Gestorbenen pro 100.000 Einwohner früherer Jahrgänge nach dem durchschnittlichen Lebens- bzw. Sterbealter in Jahren ausweisen.

Risikofaktoren

Genetische Faktoren, unzureichende Ernährung, mangelnde Hygiene, unsauberes Trinkwasser, Stress sowie mangelnde ärztliche Versorgung begrenzen in der Hauptsache die Lebenserwartung. Das galt für die vorindustrielle Zeit und gilt noch für viele Entwicklungsländer. Dort, wo diese Verhältnisse auf einem akzeptablen Niveau sind, gelten nachstehende fünf Schlüsselfaktoren als bedeutsam.

  1. Rauchen
  2. Adipositas (Fettleibigkeit)
  3. Bluthochdruck
  4. Diabetes
  5. Bewegungsmangel

Wie eine amerikanische Studie belegt, geht die gestiegene Lebenserwartung mit einem verschlechterten Gesundheitszustand der alten Menschen einher. So ist auch die Zahl der Lebensjahre, in denen Menschen eine schwere Erkrankung erleiden, kontinuierlich gestiegen. Auch dafür werden die vorgenannten Risikofaktoren verantwortlich gemacht, da sie bei alten Menschen noch deutlich riskanter sind als bei Jüngeren.

Bezüglich krankheitsbedingter Sterblichkeit wurden als Schlüsselfaktoren erkannt: übertragbare und geburtsbedingte Erkrankungen, die sich in der Kindheit auswirken. Die Ergebnisse der Studie gelten weltweit, da alle übrigen wichtigen Mortalitätsrisikofaktoren (Mangelernährung, ungenügende Wasserversorgung, bauliche, persönliche und häusliche Hygienebedingungen, ungeschützter Geschlechtsverkehr, Tabaknutzung, Alkohol, Arbeitssicherheit, Bluthochdruck, Bewegungsarmut, Drogenverwendung und Luftverschmutzung) in jeder der 107 Weltregionen statistisch getrennt berücksichtigt wurden.

Über 20 % der weltweit 56 Millionen Verstorbenen 2001 waren Kinder unter fünf Jahren. So liegt die Wahrscheinlichkeit einer 70-jährigen Person, 90 Jahre alt zu werden, zwischen 5 % und 54 %, je nachdem wie günstig oder ungünstig vorstehende Faktoren gegeben sind. Alkoholkonsum und Cholesterinspiegel wurden vor dieser Untersuchung als ebenfalls bestimmende Faktoren betrachtet, ihr Einfluss wurde im Vergleich als wesentlich geringfügiger erkannt.

Einfluss des Geschlechts auf die Lebenserwartung

Der Zusammenhang zwischen der Lebenserwartung und dem Geschlecht einer Person ist für Deutschland eindeutig belegt. Eine Untersuchung der Deutschen Aktuarvereinigung e. V. (DAV) aus dem Jahre 2008 belegt für die letzten 130 Jahre, dass die Sterblichkeit von Frauen im Altersbereich von 20 bis 70 nur etwa halb so groß ist wie von Männern. Frauen erreichen in den meisten Industrieländern eine um vier bis acht Jahre höhere Lebenserwartung (Westdeutschland fünf Jahre, Ostdeutschland sechs Jahre).

Als Ursache für die unterschiedliche Lebenserwartung wird von Wissenschaftlern das geringere Gesundheitsbewusstsein von Männern genannt, das sich unter anderem dadurch äußert, dass Männer mehr rauchen und mehr Alkohol trinken, sowie bei Krankheitssymptomen seltener einen Arzt aufsuchen. Eine 2011 veröffentlichte Studie, die Daten aus 30 europäischen Ländern untersuchte, kam zu dem Schluss, dass zwischen 40 und 60 Prozent des Geschlechterunterschieds in der Lebenserwartung auf das Rauchen von Tabak zurückzuführen seien. 10 bis 30 Prozent können dem Genuss von Alkohol zugeschrieben werden. Aber auch die höhere Risikobereitschaft und die potenziell höhere Morbiditätsrate in typischen Männerberufen, die häufig mit gefährlicher Arbeit und körperlich schädigenden oder stressbehafteten Tätigkeiten verbunden sind, werden als Ursachen angeführt.

Für die risikogeneigtere Lebensweise und das geringere Gesundheitsbewusstsein von Männern sind nicht allein kulturelle Faktoren, sondern auch hormonelle und damit biologische Faktoren verantwortlich. Insbesondere bei jungen Männern bewirkt das Sexualhormon Testosteron eine höhere Risikobereitschaft, die zu einer höheren Sterblichkeit, insbesondere durch Unfälle führt.

Soziale Ungleichheit und Lebenserwartung

 


Siehe auch

Weblinks

Quellen

Bildernachweis